Barcelona, 66.108 Schritte durch die Welt von Gaudi

Unseren 15. Jahrestag feierten Robert und ich mit einem 4tägigen Ausflug nach Barcelona. Robert war das erste Mal in der spanischen Metropole. Für mich war es bereits der dritte Besuch, allerdings war ich das letzte Mal vor ca. 17 Jahren hier.

 

Anreise und Unterkunft gesichert

Die Flüge haben wir bereits im Jänner gebucht.  Abflug war am Dienstag von Wien-Schwechat. Nach 2 Stunden und 20 Minuten Flug sind wir um ca. 10:00 Uhr in der Hauptstadt Kataloniens gelandet. Robert hat bereits im Voraus bei Aerobus den Transfer vom Flughafen in die City und wieder zurück gebucht. Als wir aus der Ankunftshalle kamen, war die Station von Aerobus nicht zu übersehen. Tickets kann man auch beim Einsteigen kaufen. Alle 5 oder 10 Minuten (je nach Tageszeit) ist Abfahrt. Nach einer Fahrt durch die Stadt, bei der man schon einen ersten Eindruck von Barcelona gewinnt, sind wir am Placa de Catalunya angekommen. Von hier gingen wir 8 Minuten zu Fuß zu unserem Apartment.

 

Paseo de Gracia Bas Apartement

Normalerweise wohnen wir bei Städteflügen in Hotels. Nachdem es in Barcelona bei vielen Hotels kein Frühstück gibt, haben wir uns hier für ein Apartment entschieden. Und es hat mir sehr gut gefallen! Das Apartment war sehr modern ausgestattet. Alles was man für einen Kurzurlaub braucht – saubere Dusche / WC, ein halbwegs gemütliches Bett und etwas Platz für den Koffer – war da. Und noch viel mehr: Ein riesiger Raum, getrennt in Wohn- / Ess- / Schlafbereich mit zwei Fernsehern – wer auch immer diesen im Urlaub braucht. Eine vollständig ausgestattete Küche mit Waschmaschine, Geschirrspüler, Mikrowelle, Toaster … Das Badezimmer war nicht sehr groß, aber sauber.

Check in ist normalerweise um 15:00 Uhr. Die sehr freundliche Dame im Receptionskammerl sagte uns, dass wir bereits um 13:00 Uhr das Zimmer beziehen können. Den Koffer konnten wir einstweilen bei ihr lassen. Wie wir in den nächsten Tagen feststellen konnten, war das Personal sehr freundlich und zuvorkommend. Das Apartment wurde jeden zweiten Tag gereinigt. Nur für Frühstück mussten wir selbst sorgen. Das war sowohl gewichts- als auch ernährungstechnisch gesünder für uns. Und es hatte den großen Vorteil, dass wir uns nach keinen Frühstückszeiten richten mussten.

Paseo de Gracia Bas Apartment liegt in einer Seitengasse der Passeig de Gràcia, einem Prachtboulevard von Barcelona. Die nächste Metrostation ist knappe fünf Minuten entfernt. Zwei der bekanntesten Gaudi-Bauwerke sind in unmittelbarer Nähe. Bei geschlossenen Fenstern kann man es gut aushalten. Wenn diese offen sind, hört man vor allem tagsüber den Straßenverkehr. Aber tagsüber waren wir sowieso unterwegs.

In Barcelona im Apartement wohnen – vor allem in diesem – kann ich dir wärmstens empfehlen.

 

 

Die ersten 19.230 Schritte

Wir hatten noch zwei Stunden Zeit bis zum Einchecken. Wir bummelten also die Passeig de Gràcia entlang. Bei der Casa Batlló  bildete sich bereits eine lange Menschenschlange. Wir setzten uns in der Nähe in ein Cafe, bewunderten die Fassade und beobachteten die vielen Menschen. Um 13:00 Uhr bezogen wir unser Apartment. Ein kleines Mittagsschläfchen wäre sehr verlockend gewesen – wir hatten ja bereits um 4:00 Uhr Tagwache! Doch nix da, schlafen können wir später. Jetzt gibt es so viel zu sehen …

Nachdem man es bei einer Stadtbesichtigung sowieso nie schafft, alle Sehenswürdigkeiten anzusehen, definieren wir vorher immer die Plätze, die wir unbedingt sehen wollen. Und dann spazieren wir durch die Gassen und lassen uns überraschen. Für diesen Aufenthalt in Barcelona haben wir einen Gaudi-Schwerpunkt vorgesehen. Die Gaudi-Bauwerke hatten mich bereits bei meinem letzten Besuch begeistert. Ich bin sicher, dass Robert begeistert sein wird.

 

Unzählige Formen und Farben, viele verschiedene Motive – mit jedem Blick siehst du etwas Neues bei einem Gaudi-Bauwerk.

 

Durch das moderne Viertel – Eixample

Wir starteten mit der „Umrundung“ der Sagrada Familia. Auch hier waren endlose Menschenschlangen angestellt. Wir hatten unsere Tickets bereits für Donnerstag gebucht, denn dieses Mal wollte ich die Basilika der Heiligen Familie unbedingt von innen sehen! Von außen ist die Sagrada Familia ein sensationelles Erlebnis. Es gibt so viele verschiedene Elemente, so viele unterschiedliche Bauteile und Türme und unendlich viele Details. Einfach faszinierend.

Am Weg zur Sagrada Familia wurde ich von einem ungewohnten Geräusch abgelenkt. Ein lautes Kreischen kam von den dichten Bäumen. Dem musste ich nachgehen. Es hat nicht lange gedauert, bis ich die ersten Mönchssittiche gesehen habe. Leider hatte ich das passende Objektiv nicht mit. Naja, wir kommen ja wieder her.

Für heute ging es weiter in Richtung La Rambla. Sehr flott kamen wir nicht voran. Es gibt unzählige wunderschöne Häuser in Barcelona. Viele davon Modernisme Bauwerke. Vor allem im Stadtteil Eixample sind viele Häuser im katalonischen Jugendstil gebaut. Dieser Stadtteil entstand erst im 19. Jahrhundert, um für die rasch wachsende Bevölkerung Wohnraum zu schaffen.

Ein Blick auf den Boden lohnt sich! Wunderschön sind die unterschiedlichen Pflastersteine der Wege. Die von Gaudi gestalteten Bodensteine auf der Passeig de Grácia sind mir bereits am Weg zu unserem Apartment aufgefallen. Doch auch das Pflaster mit der von Josep Puig i Cadafalch entworfenen Blume von Barcelona sieht sehr hübsch aus.

 

La Rambla – das spanische Leben, speziell für Touristen

Vorbei an vielen tollen Fassaden und über außergewöhnliche Pflastersteine erreichten wir irgendwann La Rambla. Die lange Promenade, die den Placa de Catalunya mit dem Meer verbindet. Entlang der wohl bekanntesten Straße von Barcelona gibt es ebenfalls unzählige wunderschöne Fassaden.

Im Normalfall muss man sich jedoch eher auf das konzentrieren, was auf der La Rambla passiert. Verkehr gibt es hier zwar keinen. Doch vom Eiswagen, über Souvenirgeschäfte, Straßenkünstler bis zu „einladenden“ Lokalen, die Sangria im Liter-Glas anbieten, gibt es hier alles, was Touristen brauchen – oder auch nicht. Wobei die verschiedenen Anbieter in einem Abschnitt zusammengefasst sind. So sind z. B. alle Blumenstände auf der Rambla de les Flors beisammen.

Wer sich auf Touristenmeilen wohlfühlt, findet hier sicher das Passende. Das Angebot ist umfang- und abwechslungsreich. Dem bunten Treiben zuzusehen, macht manchmal Spaß, doch uns war es für heute zu viel. Nach ungefähr der Hälfte der Flaniermeile suchten wir uns durch die vielen Seitengassen einen Weg zurück zu unserem Apartment. Nach insgesamt 19.230 Schritten war es für heute dann auch genug.

 

Bei einem Bummel durch die Straßen von Barcelona gibt es unzählige sehr schöne Fassaden zu bewundern. Aber auch für Naturfotografen ist so manches dabei

 

Barcelona – Städtetrip Tag 2

Nach dem Frühstück starteten wir am nächsten Morgen bei der Casa Batlló. Karten hatten wir hier keine reserviert, weil wir vom Apartment in fünf Minuten zu Fuß dort waren. Und erfahrungsgemäß ist es gleich in der Früh meistens nicht schwierig, Eintrittskarten zu bekommen.

 

Casa Batlló

Der Eintrittspreis ist nicht wirklich günstig. Doch er inkludiert einen sehr interessanten Audio-Guide. Und ehrlich, wenn ich ein so sensationelles Haus hätte, das ich der Öffentlichkeit zur Verfügung stelle, würde ich auch entsprechend Eintritt verlangen. Es ist sicher ganz schön aufwendig und teuer, das Haus in dem guten Zustand zu halten, in dem es ist. Für mich hat sich der Eintrittspreis auf jeden Fall gelohnt.

Neben der Entstehungsgeschichte der Casa Batlló erfährt man einiges über den Architekten Antoni Gaudi. Viele Beispiele zeigen, dass sich Gaudi bei seinem Schaffen sehr viele Ideen aus der Natur geholt hat. Natürlichen Formen und Farben prägen daher seine Werke.

Die Casa Batlló war ein eher langweiliges Haus auf der Paseig de Gràcia, als sie der Fabrikant Josep Batlló kaufte. Dies entsprach um 1900 nicht dem Trend der betuchten Gesellschaft, ihren Besitz zur Schau zu stellen. Josep Batlló beauftragte daher Antoni Gaudi mit der Umgestaltung seines Hauses. In seinem mittlerweile eigenen Stil kombinierte Gaudi Funktionalität mit schönen Naturelementen bzw. –formen, vorwiegend aus der Wasserwelt.

Gaudi setzte zwei Stockwerke auf das ursprüngliche Haus auf, wobei er darauf achtete, dass sich dieses von der Höhe dennoch in die Straßenfront einfügte.

 

Vom Meer inspiriert

Der geschwungene Stiegenaufgang führt in die ehemaligen Wohnräume der Familie Batlló, die traditionsgemäß in der ersten Etage errichtet wurden. Durch die wunderschön geformten Fenster sieht man auf die Passeig de Gràcia. Die Oberlichten mit den bunten Glasmustern sorgen für farbenfrohen Lichteinfall.

Die Farben der Wasserwelt herrschen im Stiegenhaus vor. In verschiedenen Blautönen wurde der Lichthof komplett verfliest. Wobei die Fliesen im oberen Bereich dunkler sind, um den Lichteinfall entsprechend zu berücksichtigen. Am Stiegenaufgang schützen keine Gitter sondern Glaswände vor dem Abstürzen. Das Glas ist strukturiert und erzeugt abstrakte Farbmuster beim Durchsehen. Und es ist ein reiches Betätigungsfeld für Fotografen.

 

 

Zum Verlieben ist die Terrasse der Familie Batlló. Von hier kann man die liebevolle Gestaltung der Rückseite bewundern. Farbenfroh ist die Dekoration der Dachterrasse, bei der Gaudi aus Fliesen verschiedene Gartensymbole zauberte.

Im Dachgeschoß hat Gaudi Funktionsräume wie Wäschekammern, Trockenraum und Vorratsräume vorgesehen. Ganz anders als das restliche Haus ist das Dachgeschoß in schlichtem Weiß gehalten. Umso besser kommen die schönen Rundbögen und Formen zur Geltung.

 

Zauberhafte Märchenwelt

Und dann geht es hinauf auf die Dachterrasse. Das Zusammenspiel von verschiedenen Farben und Formen macht den Rundgang zu einem einzigartigen Erlebnis. Die Kamine erinnern an eine Ritterburg aus einem Märchenbuch. Perfekt in die Märchenwelt passt die bunte Verkleidung der Dachfront, die wie ein Drachenrücken aussieht.

Beim Runtergehen lädt der Shop zum Verweilen ein. Von Büchern über Souvenirartikel, Schmuck und sogar nachgebaute Sessel gibt es hier fast alles zu kaufen. Nachdem ich nicht die leidenschaftliche Shopperin bin, begnügte ich mich mit einem Buch. Robert überraschte mich mit einem bunten Stift, der mich regelmäßig an die schönen Tage in Barcelona erinnert.

 

 

Nach zwei Stunden Besichtigung hatten wir uns einen Kaffee verdient. Heute genossen wir einen Coffee to go und die Sonne auf einer der vielen Bänke entlang der Passeig de la Gràcia. Dabei haben wir Spaß beim Beobachten der vorbei eilenden Leute.

 

Die Altstadt von Barcelona

Wir bummelten weiter durch die Gassen in Richtung Altstadt. Viele interessante Fassaden und das Palau de la Musica lagen auf unserem Weg. Und auf einmal kamen wir über einen großen Platz zur Kathedrale.

Eine sehr große, schöne, weil nicht so kitschige, Kirche. Eher versteckt ist der Zugang zum Lift mit dem man auf das Dach kommt. Ein Blick in den Plan, den man beim Eintritt bekommt, lohnt sich auf jeden Fall . Der Lift fährt auf das Dach. Eine gute Gelegenheit, die Türme der Kathedrale und Barcelona von oben zu fotografieren.

Im Kreuzgang befindet sich ein schöner Innenhof mit Brunnen. Dort werden 13 Gänse gehalten. Sie symbolisieren den Leidensweg der Märtyrerin Santa Eulalia (ihr ist die Kathedrale gewidmet und sie ist dort begraben). Jede Gans steht für ein Lebensjahr des Mädchens, das im 4. Jahrhundert für ihren Glauben von den Römern zu Tode gefoltert wurde.

 

 

Wir bummelten durch das gotische Viertel zum Meer. Langsam bekamen wir Hunger. Also schlenderten wir am Meer entlang zum Maremagnum einem Einkaufszentrum mit verschiedenen Restaurants. Im Tapa-Tapa konnten wir an der Promenade sitzen, die Sonne genießen und uns mit Tapas den Bauch vollschlagen. Die Tapas, die wir probiert hatten, waren okay. Und die Bedienung war freundlich. Die Preise der Lage angepasst.

Wir beobachteten noch die Möwen im Hafen bevor wir durch die kleinen Gassen der Altstadt in unser Apartment zurück spazierten. Heute haben wir nur 12.883 Schritte durch Barcelona gemacht

 

 

 

Unvergesslicher Tag 3

Heute war ich schon beim Aufstehen aufgeregt. So viel hatte ich über die Sagrada Familia gehört, von außen habe ich sie bereits gesehen. Nur hinein hatte ich es noch nicht geschafft. Dieses Mal hatten wir bereits in Wien Tickets gebucht, damit nichts schief gehen kann. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es los. Wir waren wieder einmal viel zu früh da. Aber das macht nichts, denn im Park vis à vis kann man gut die Mönchssittiche und andere Vögel beobachten.

 

Sagrada Familia

Derzeit geht es in die Kirche noch durch den Eingang bei der Geburtsfassade. Der Haupteingang ist in Arbeit. Zuerst gibt es eine Taschenkontrolle. Anschließend holte uns Robert einen Audio Guide. Ab zwei Personen soll eine Person die Audio Guides für alle Begleitpersonen abholen. Keine Ahnung, wie oft die Dame vor dem Eingang das täglich wiederholen darf. Doch es funktioniert, wir mussten nicht warten.

Der Audio Guide beginnt bereits mit der Fassade und weist auf die vielen verschiedenen Szenen der ersten Lebensjahre Jesu hin. Enorm ist der Reichtum an Tier- und Pflanzenelementen. Nach dem Versuch zumindest annähernd jedes Detail der Fassade gesehen zu haben, gingen wir endlich in die Kirche.

 

 

Einfach zum Heulen

Nach ungefähr 5 Schritten stand ich wie angenagelt. Überwältigt von den Eindrücken, die auf mich einstürzten. Ich habe ja bereits einige Kirchen gesehen, aber auf das war ich nicht vorbereitet. Diese Basilika ist so ganz anders, als alles andere, was ich bisher gesehen habe. Von außen würde man nie so einen Innenraum vermuten. Denn man sieht zwar, dass diese Kirche viele Fenster hat, wie schön die Farben sind und für wie viel Helligkeit sie im Inneren sorgen, kann man sich allerdings nicht vorstellen. Ich bin nicht sicher, ob mich die kreative Gestaltung der Säulen oder die Farbgebung der Fenster mehr begeistert hat. Erst blieb mir einmal die Spucke weg und die Gänsehaut lief mir auf und ab, Tränen versuchten sich ihren Weg zu bahnen. So etwas Schönes, von Menschenhand erbaut, habe ich noch nicht gesehen! Mir läuft schon wieder die Gänsehaut rauf und runter, wenn ich das schreibe.

Die Säulen gehen in unvorstellbare Höhen und erinnern in ihrer Eleganz an Bäume, welche die Decke mit den vielen Oberlichten in verschiedenen Ebenen tragen. Die Fenster, in stimmigen Farbwelten, sorgen für unglaubliche Lichtreflexe auf den weißen Gewölben. Die eine Seite leuchtet in den kalten Tönen von Gelb über Blau bis Grün. Die andere Seite stellt die warme Farbwelt dar. Von sonnigem Gelb, fröhlichem Orange, leuchtendem Rot bis hin zu warmen Grüntönen. So würde ich mir unsere Fensterfront Zuhause sofort gestalten .

 

Mit meinen Bildern kann ich dir Details von einem sensationellen Meisterwerk zeigen. Das Gefühl, das dich überwältigt, wenn du das erste Mal in dieser Kirche stehst, musst du einfach selbst erleben.

 

Hoch hinaus

Wir sind auf einen der Türme gefahren (war bei der Reservierung dabei) und von dort hinunter gegangen. Das war jetzt nicht sooo beeindruckend. Durch kleine Fenster konnten wir auf Details der Fassade sehen. Viele davon sind gerade in Arbeit bzw. verhängt. Die „Wendeltreppe“ im Stiegenhaus ist ein schönes Fotomotiv – sofern sie nicht benutzt wird.

Wieder zurück vom Turm machten wir noch eine Runde durch das Kircheninnere – es ist unmöglich, beim ersten Rundgang alle schönen Details zu erfassen. Das gelingt auch nicht beim zweiten Mal. Zuhause haben wir Zeit, uns in die Fotos zu vertiefen. Und wir kommen definitiv noch einmal hier her. Spätestens 1927 – anlässlich des 100. Todestages am 10. Juni 2026 soll die Sagrada Familia fertig gestellt sein.

Schweren Herzens trennten wir uns von unserer neuen Lieblingskirche. Sogar bei Robert hat sie die Kathedrale von Siena auf Rang 2 verdrängt. Verlassen haben wir die Kathedrale auf der Seite der Passionsfassade.

Der nüchterne Stil dieses Fassadenteiles passt perfekt zum Leidensweg Jesu. Die moderne Darstellung mit den eckigen Gesichtern gefällt mir sehr gut. Wie schon beim Eingang, dauert es eine Weile, bis ich alle Szenarien erfassen kann. Nach ca. zwei Stunden verließen wir das eindrucksvollste Bauwerk, das ich je gesehen habe.

Bei einem Eis, das wir auf einer Parkbank vor der Sagrada Familia genossen, versuchten wir die Eindrücke des Vormittags zu verarbeiten.

 

 

Ungeplanter Stadtbummel

Gaudi verdankten wir einen sensationellen Vormittag. „Dann machen wir am Nachmittag gleich mit ihm weiter und besuchen den Park Guell„, dachten wir uns. Nach der Fahrt mit der U-Bahn und einem ziemlichen steilen Aufstieg in der warmen Mittagssonne standen wir am Eingang des Parks. Dort stellten wir fest, dass ein Teil des Parks nur für eine limitierte Personenanzahl zugänglich ist. Der früheste Termin war um 17:00 Uhr! Bis dahin waren es noch 4 Stunden. Darauf wollten wir nicht warten.

Wir marschierten daher wieder den Berg runter und entschieden uns, statt mit der U-Bahn zu fahren, zu Fuß zurück zu gehen. So sahen wir Barcelona abseits der Touristenpfade. Viele Leute waren nicht auf der Straße. Naja, war ziemlich warm .

Vorbei am Hospital de la Santa Creu i de Sant Pau – einem sehr beeindruckenden Krankenhaus – marschierten wir zum Parc de la Ciutadella. Das Interesse dafür ist offensichtlich nicht so groß. Ganz ohne Eintritt und Limitierung konnten wir diesen besuchen. Vor dem riesigen Brunnen mit den Wasserspielen machten wir eine Pause und beobachteten die unzähligen Mönchssittiche, die hier so scheu sind, wie bei uns die Spatzen .

Durch den Park kamen wir zur Passeig de Lluís Companys. Auf dieser Prachtstraße flanierten wir zum Arc del Triomf. Mittlerweile waren wir nicht mehr ganz fit. Und hungrig waren wir auch.

 

 

Am Weg zu unserem Apartment fanden wir ein sehr nettes Lokal mit köstlichen Tapas und frischem Fisch. Nach insgesamt 17.754 Schritten waren wir zurück in unserem vorübergehenden Zuhause. Wir machten es uns gemütlich und buchten Eintrittskarten für den Park Guell.

 

 

Bleiben noch 16.241 Schritte für Tag 4

Für den letzten Tag haben wir uns ein Gaudi-Bauwerk in der Nähe des Apartments aufgehoben.Von außen hatten wir es schon bewundert. Heute wollten wir uns das Gebäude von innen ansehen.

 

La Pedrera

Die Karten für die Casa Milà hatten wir bereits für 9:00 Uhr gebucht. Um diese Uhrzeit waren noch nicht sehr viele Leute hier. So konnten wir uns die Ausstellung in der ehemaligen Wohnung der Familie Milà in Ruhe ansehen. Die Räume sind eingerichtet wie früher. So bekommt man eine gute Vorstellung vom ehemaligen Alltag.

Faszinierender war für mich das Dach mit den bizarren Luftröhren und Schornsteinen. Das Fotografieren ohne Personen gestaltete sich etwas schwierig .  Die Rauchfänge erinnern mich teilweise an Märchenfiguren. Außerdem haben wir von hier einen weiten Blick über die Dächer Barcelonas.

Weiter ging es mit der Gaudi-Ausstellung. Unter anderem waren die interessanten Gaudi-Stühle zu sehen. Am spannendsten war für mich das Kettenmodell. Dieses zeigt, wie Gaudi das Kirchenschiff der Sagrada Familia geplant hat.

 

 

Wie in jedem Gaudi-Haus gibt es am Ende der Ausstellung einen sehr schönen Shop. Wir haben uns einen kleinen Soldatenrauchfang mitgenommen. Vielleicht findet sich einmal jemand, der unseren Rauchfang nach diesem Modell umgestaltet .

Gemütlich machten wir uns auf den Weg zum nächsten Gaudi Projekt:

 

 

Parc Güell

Pünktlich um 13:00 Uhr waren wir beim Eingang Passage de St. Josep de la Muntanya in den kostenpflichtigen Teil des Parc Güell. Heute mit online reservierten Tickets!

Eusebi Güell wollte in dem nach ihm benannten Park eine Wohnsiedlung für die wohlhabenden Familien Barcelonas errichten lassen. Er beauftragte Gaudi mit der Planung. Restriktive Baunormen sollten eine Siedlung nach dem Vorbild der englischen Gartenstädte entstehen lassen. In den ersten Jahren gingen die Bauarbeiten gut voran. Die Exklusivität und die Kaufbedingungen der Parzellen sowie die fehlenden Transportmitteln führten zur Einstellung des Projektes. Güells Erben haben den Park an die Stadtverwaltung verkauft. Heute ist der Parc Güell ein beliebtes Ausflugsziel für die Einwohner Barcelonas und Touristenmagnet.

Vorbei am beeindruckenden Säulengang aus unbehauenem Stein kamen wir auf den Plaza de la Naturaleza, der auch Griechisches Theater genannt wird. Hier sollten Veranstaltungen für die Bewohner des Parks stattfinden. Sehr kreativ ist die gewellte Mosaik-Bank, die zum Verweilen einlädt. Stundenlang könnte ich hier die Touristen beobachten und die Aussicht auf Barcelona genießen.

Unter dem Plaza de la Naturaleza befindet sich der Säulensaal. Hier war unter anderem die Markthalle vorgesehen. Der Weg durch den Säulensaal gestaltet sich schwierig: Einerseits wollte ich mir die vielen verschiedenen Mosaike ansehen. Andererseits wollte ich nicht in eine der 86 Säulen laufen. Rohre in den Säulen leiten das Regenwasser raffiniert in die Zisterne.

Vom Säulensaal führt die Monumentaltreppe zum Haupteingang. Und auf einmal waren wir mittendrinn im Getümmel.

 

Touristenwahnsinn

Zu jeder halben Stunden dürfen 400 Personen in den Park. Die Dauer des Aufenthalts ist nicht limitiert. Im Laufe des Tages sammeln sich daher die Menschenmengen im Park. Vor allem im Haupteingangsbereich und auf der Monumentaltreppe ist ziemlich viel los. Wer die Pavillons des ehemaligen Pförtnerbereichs von innen sehen will, muss sich erst anstellen.

Wir genehmigten uns erst einen Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen. Dabei beobachteten wir amüsiert das Geschehen. In einem günstigen Augenblick schaute ich mir die Portiersloge an, in der heute Bücher verkauft werden. Viel zu viele Leute sind hier auf viel zu engem Raum. Ich will nur schnell wieder raus.

 

 

Zurück mussten wir noch einmal über die Monumentaltreppe. Der Versuch, den Mosaikdrachen ohne Leute zu fotografieren, scheiterte kläglich. Ich versteh‘ schon, dass jeder den bunten Drachen fotografieren möchte. Warum man diesen dazu ständig betatschen muss, verstehe ich nicht. Dem armen Tier fehlen schon ein paar Steinchen, doch auch nach Aufforderung des Aufsichtspersonals konnten die Leute die Finger nicht von dem beliebten Maskottchen lassen. In solchen Augenblicken denke ich mir, ich sollte vielleicht bei Naturreisen bleiben .

 

Gaudi Museum

In die Natur flüchteten wir uns auch im Park Güell. Mit den schönen Staudenbeeten wollte sich niemand zeigen . Der Weg führte wieder hinauf zum Plaza de la Naturaleza. Wir verließen den abgesperrten Teil des Parkes und gingen weiter zum Gaudi Museum.

Dieses befindet sich in dem Haus, in dem Gaudi mit seinem Vater und seiner Nichte gelebt hat. Möbel, die Gaudi entworfen hat, sind hier ausgestellt. Über Infotafeln haben wir erfahren, dass Gaudi sehr gläubig war und sehr bescheiden gelebt hat.

 

 

Wir spazierten durch den restlichen Park bis zum Turó de les tres creus (Turm der drei Kreuze). Ganz in Gaudi’s Sinne spielt die Natur im Parc Güell die Hauptrolle. Wir haben den grünen Mönchssittichen beim Nest bauen zugesehen, beobachteten Eidechsen und fotografierten die endlos hohen Bäume.

Heute gingen wir nicht zu Fuß zurück sondern fuhren mit der U-Bahn zum Apartment. Nach einer kurzen Pause machten wir uns wieder auf den Weg. Den Font Màgica de Montjuïc wollten wir unbedingt noch sehen, bevor es morgen wieder nach Hause geht. An verschiedenen Tagen gibt es eine Musikshow bei dem Brunnen, der anlässlich der Weltausstellung gebaut wurde. Die Wasserspiele zu verschiedenen Musikstücken waren ein schöner Abschluss für unsere Reise.

 

 

Robert war übrigens begeistert von Barcelona. Auch wenn er die Stadt offensichtlich ganz anders gesehen hat.

 

Wenn du einen Städtetripp nach Barcelona machst:

Kommst du mit Aerobus unkompliziert vom Flughafen auf den Placa de Catalunya und bist schon mitten im Geschehen. Wohnen lässt es sich im Paseo de Gracia Bas Apartment sehr gut. Und du hast Shopping-Möglichkeiten, Restaurants und einige Gaudi-Bauwerke in unmittelbarer Nähe. Zur Metro ist es auch nicht weit.

Alle Gaudi-Bauwerke, die ich dir beschrieben habe, würde ich mir sofort noch einmal ansehen. Beim Park Güell würde ich den kostenpflichtigen Touristenteil wahrscheinlich weg lassen oder ich würde ihn gleich zum ersten Termin in der Früh besuchen.

Generell solltest du für alle Sehenswürdigkeiten die Tickets im Voraus buchen. Das funktioniert problemlos und du ersparst dir unnötige Wartezeiten.

Wenn du nicht so viel zu Fuß gehen magst, gibt es Mehrtagestickets für die Metro. Das Metronetz ist gut ausgebaut.

Auf keinen Fall solltest du dir die Sagrada Familia entgehen lassen. Die Basilika ist schon von außen außergewöhnlich. Doch von innen ist sie einfach umwerfend. Wenn dich die Fotos nicht überzeugt haben, habe ich noch ein Handy-Video für dich. Die Qualität ist nicht überragend (vor allem der Ton ist unspannend), aber du kannst dir ein besseres Bild machen.

 

Und wenn du Barcelona-Tipps für mich hast, freue ich mich darüber. Denn wir waren sicher nicht zum letzten Mal in Barcelona.

 

6 Responses

  1. Anja Infarbe
    | Antworten

    Oh wie schön! Ich war bisher zweimal in Barcelona. Einmal war es für uns nur der Ankunftshafen einer Kreuzfahrt und wir mussten nach einer Übernachtung schon wieder nachhause fahren. Das andere Mal waren wir ein ganzes Wochenende da und haben auch einen Gaudi Schwerpunkt gemacht. Mich hat die Architektur sehr beeindruckt. Leider sind unsere beiden Aufenthalte schon länger her und ich habe keine Fotos mehr gefunden 🙁

    LG
    Anja

    • naturfreundin
      | Antworten

      Liebe Anja,

      es tut mir leid, dass du keine Fotos von deinem Barcelona-Aufenthalt hast. Aber sieh es einfach als Wink des Schicksals: du musst unbedingt noch einmal hin :-). Barcelona ist eine Stadt, die auch nach zwei Besuchen nicht langweilig wird.

      Liebe Grüße,
      Andrea

  2. Manuela
    | Antworten

    Ich liebe Barcelona und Deine Homage an meine Traumstadt. Ich war schon ein paarmal dort, doch Du hast mir noch neue Seiten gezeigt. Wunderschöne Bilder.

    • naturfreundin
      | Antworten

      Danke, Manuela! Freut mich, wenn ich dir Barcelona von anderen Seiten zeigen konnte. Ich glaube, man muss schon sehr oft in diese beeindruckende Stadt fahren, bevor man alles gesehen hat :-). Wir waren bestimmt noch nicht das letzte Mal dort.
      Liebe Grüße, Andrea

  3. Babsi
    | Antworten

    Tolle fotos :). Die kirche habe ich leider nur von aussen gesehen. Zu lang war die schlange

    • naturfreundin
      | Antworten

      Danke, liebe Babsi. Na das ist doch Grund genug, noch einmal nach Barcelona zu fahren :-).

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