Störche in Marchegg

Spätestens ab April sind die Störche in Marchegg eines der Highlights im Marchfeld. 🤩 Hier kannst du Natur erleben – hautnah! Von einer Aussichtsplattform kannst du am Leben der Störche teilhaben: Nest(aus)bau, erste Verliebtheit, Eltern sein und erste Flugversuche der Jungstörche. Am 15. August ist dann Schluss mit Voyeurismus bei den Störchen, denn dann machen Sie sich auf den Weg in wärmere Gefilde.

Wenn du einen Ausflug zu den Störchen machst, sollest du dir die Storchenführung nicht entgehen lassen (keine bezahlte Werbung sondern eine Empfehlung 😉). Ich fahre schon seit einigen Jahren immer wieder nach Marchegg zu den Störchen, auch in Marokko habe ich sie schon erlebt. Und eigentlich habe ich gedacht, ich weiß schon sehr viel über Weißstörche. 🤭 Doch bei der Führung habe ich von Anita vom Storchenhaus doch noch einiges erfahren. Außerdem war diese wirklich sehr unterhaltsam und informativ.

Storchenkolonie Marchegg

Ausgangspunkt zu den Störchen ist das Storchenhaus Marchegg. Das findest du gleich beim Eingang zum Schloss Marchegg – eines der sehenswerten Schlösser im Marchfeld. Hier kannst du dich über das WWF-Naturreservat informieren. Außerdem kannst du über eine Kamera die Störche direkt in ihrem Nest beobachten und ein bisschen shoppen. Die Führungen gehen auch von hier weg.

Schloss Marchegg
Die Störche nisten zum Teil auch auf den Rauchfängen von Schloss Marchegg. Anlässlich der NÖ Landesausstellung 2022 wird dieses renoviert. Hier wurde schon ein Testanstrich mit der neuen – ursprünglichen – Farbe gemacht.
Störche am Dach von Schloss Machegg

Ankunft der Störche in Marchegg

Je nach Witterung und Flugwind landen die ersten Störche zwischen Mitte März und Anfang April in Marchegg. Insgesamt legen sie eine Flugstrecke von 10.000 km zurück. Zuerst kommen die Männchen. Störche sind nesttreu. Ist ihr Nest bereits besetzt, beziehen sie das schönste und höchste der noch freien Nester. Dieses wird gereinigt, renoviert, ausgebaut und aufgehübscht. 😎

Storch beim Baumaterial sammeln
Im Auenreservat Marchegg haben die Störche perfekte Bedingungen. Und genug Baumaterial für ihr Nest.

So kommt es, dass ein Nest im Laufe der Jahre zwischen 600 und 800 kg schwer wird. Im Nationalpark wird beim Bau neuer Nester manchmal etwas nachgeholfen, indem schon die Basis auf einem stabilen Baum zur Verfügung gestellt wird.

In diesem Nest hat sich schon ein Storchenpaar (wieder) gefunden. Diese Saison werden sie gemeinsam verbringen, um ihre Jungen großzuziehen. Eine herausfordernde Aufgabe.

Ca. zwei Wochen nach den Männchen kommen die Weibchen. Wobei es nicht so ist, dass sie ihrem Storch treu sind. Die Weibchen schauen zuerst beim Nest vom letzten Jahr vorbei. Gibt es da noch keine Nestfrau, bleiben sie. Auch wenn mittlerweile ein anderes Männchen eingezogen ist. Hat sich in ihrem Nest bereits eine andere Dame eingefunden hat, suchen sie sich den schönsten Wohnsitz – den Mann nehmen sie dann quasi als Inventar dazu. 😄 Für die Saison bleibt sich das Storchenpaar – meistens – treu.

Klapperstörche im Marchfeld
Nachdem Störche nicht singen können, klappern sie. Das ist für sie ein Mittel der Verständigung. Ob sie sich so erzählen, wo es die besten Frösche gibt?

Die Kinderstube

Aktuell gibt es in Marchegg um die 30 Brutpaare. Männchen und Weibchen schauen gleich aus. Das Weibchen legt zwischen drei und fünf Eiern. Normalerweise werden drei bis vier Junge in einem Nest aufgezogen.

Bei der Kinderbetreuung wechseln sich die Eltern ab. Ein Elternteil bleibt im Nest, während der Partner das Futter besorgt. Und da haben die Eltern echt eine Menge zu tun. So ein kleiner Storch frisst mehr als 1 kg am Tag. 😲 Zuerst begnügt er sich mit Insekten. Später bringen Amphibien wie Frösche und Schlangen Abwechslung auf den Speiseplan.

Storchenfamilie im Nest, Marchegg

Wenn die Störche groß genug sind – das ist irgendwann im Juli – lernen sie fliegen und vor allem auch die Landung im Nest. Bis sie fliegen können, werden sie von ihren Eltern durchgefüttert.

Storch im Landeanflug, Auenreservat Marchegg
Storch im Landeanflug – es braucht für die Jungstörche schon ein bisschen Übung, bis die Landung im Nest elegant klappt.

Abreise der Marchegger Störche

Am 15. August – und das auf den Tag ziemlich genau – fliegen die meisten Störche wieder Richtung Afrika. Die Jungstörche reisen schon eine Woche früher ab. Ihnen fehlt ja noch die Übung, außerdem wird es in so einem Storchennest mit fünf bis sechs Erwachsenen wohl auch etwas eng. Woher die Jungstörche die Flugroute kennen, weiß niemand. Erstaunlich, dass da nur 10 % der Jungen auf dem langen Flug umkommen.

Marchegger Storch im Flug

Die Marchegger Störche fliegen auf der Ostrute nach Südafrika. Dafür nutzen Sie die Winde über den Bosporus für die lange Reise. Um diese nicht zu verpassen, müssen sie das WWF-Auenreservat Marchegg rechtzeitig verlassen.

Dann kehrt wieder Ruhe rund ums Schloss Marchegg ein. Wobei das Klappern der Störche niemand stört und sie gern gesehene Gäste sind. Aber auch wenn die Störche in Afrika sind, lohnt sich ein Spaziergang durch das Auenreservat. Neben der vielfältigen Pflanzen, Vogel-, Amphibien- und Insektenwelt kannst du auf einer Wildweide Konikpferde hautnah erleben. Aber das ist ein anderer Blogbeitrag.

Dein Besuch bei den Störchen in Marchegg

Am einfachsten ist die Anreise zum Schloss Marchegg mit dem Auto. Von Wien bist du in ca. einer Stunde dort. Es gibt sicher auch Bahn- / Busverbindungen bzw. kannst du dein Fahrrad mitbringen. Im Marchfeld gibt es keine nennenswerten Berge, die das Radfahren anstrengend machen. 🙃 Nachdem 2022 das Schloss Marchegg Austragungsort der NÖ Landesausstellung ist, werden möglicherweise auch die öffentlichen Anreisemöglichkeiten attraktiver.

Wenn du eine Führung machen möchtest, solltest du deine Anreise zeitlich entsprechend planen. Während der NÖ Landesausstellung 2022 würde ich wahrscheinlich auch einen Platz reservieren.

Nachdem du in der Natur unterwegs bist, solltest du dich auch passend kleiden. Vor allem dein Schuhwerk sollte an die unterschiedlichen Wege angepasst sein.

Taschentücher in der Natur
Taschentücher in der Natur verrotten leider nicht – dafür sind sie nicht gedacht! Schütze die Natur und nimm deine Taschentücher wieder mit nach Hause – sie sind ja auch keine Zierde.

Dann noch eine Bitte: Wenn du in der Natur bist, nimm deinen Müll wieder mit nach Hause. Dazu gehören vor allem auch Taschentücher. Es ist unglaublich, wie viele für die unterschiedlichste Reinigung verwendete weiße Papierreste mich in der Natur anleuchten. 🥺 Nachdem Taschentücher zum Nase putzen gedacht sind, halten sie Feuchtigkeit echt gut aus. Das heißt sie verrotten nur ganz schlecht und bleiben so lange Zeit nicht sehr erfreuliche Hingucker in der Natur. Also im Idealfall nimmst du deine gebrauchten Taschentücher wieder mit. Wenn dir das unsere Umwelt nicht wert ist, dann stecke bitte WC-Papier ein, wenn du einen Ausflug in die Natur machst. Das verrottet wenigstens viel schneller.

Wichtiger Tipp für deinen Besuch in Marchegg

Wenn es in den letzten Tagen viel geregnet hat, erkundige dich, ob das Auen-Gebiet bzw. die Rundwanderwege in den unteren March-Auen nicht überschwemmt sind. Nach einem Hochwasser oder längeren Regenperiode solltest du auf jeden Fall einen Gelsenschutz mitbringen. Die kleinen Blutsauger fühlen sich rund ums Schloss Marchegg nämlich richtig wohl, wenn es feucht ist. Und das sind nicht ein paar lästige Mücken. Nein, dass sind ziemlich nervige Gelsen-Schwärme. 🙈 Also ohne Schutz schaffst du es in der Gelsen-Hochsaison wahrscheinlich nicht einmal bis in die Au, ohne ausgesaugt zu werden. In solchen Massen habe ich die Gelsen dort allerdings erst einmal bei der Storchenführung erlebt. Glücklicherweise hat uns Anita bevor wir losgegangen sind, auf die Blutsauger-Truppe hingewiesen. Und sie hatte sogar noch einen wirklich sehr wirksamen Insektenschutz im Shop für uns.

Störche in Marchegg
Die Sutten – Wiesen, die sich immer wieder mit Wasser füllen – sind der Grund, warum sich die Störche in Marchegg so wohl fühlen. Gibt es viel Wasser, fühlen sich auch die Gelsen wohl. 😬

Naturfotografie im Auenreservat Marchegg

Wenn du die Störche fotografieren möchtest, bist du mit einem Teleobjektiv gut beraten. Ich habe die Fotos der Störche mit meinem 80 – 400 mm Objektiv gemacht. Meistens ist es das einzige Objektiv, das ich mitnehme, wenn ich auf einem der Rundwege in Marchegg unterwegs bin. Das hat allerdings etwas mit Bequemlichkeit und „ich will nicht so schwer tragen“ zu tun.

Vor allem im Frühling und im Sommer findest du sicher auch einige Motive, für die ein Makroobjektiv besser geeignet ist. Erfahrungsgemäß funktioniert das Teleobjektiv auch für Schmetterlinge, Blümchen und andere Insekten. 🙃

Willst du die Störche im Flug fotografieren, hast du rund ums Schloss Marchegg verschiedene Möglichkeiten. Auf der Aussichtsplattform kannst du einen Storch im Flug auch auf Augenhöhe „erwischen“. Mit der Serienbildfunktion deiner Kamera steigt die Chance auf ein scharfes Foto. Nur das Sichten und Auswählen der Fotos dauert ein bissl länger.

Marchegger Storch im Auenreservat
Die teilweise sehr alten Bäume sind eine schöne Kulisse für die Störche in Marchegg.

Die Störche kannst du den ganzen Tag rund um Marchegg antreffen. Doch wie immer bei der Naturfotografie gilt: Morgens und abends ist das Licht am schönsten. Bei strahlendem Sonnenschein ist das kontrastreiche Gefieder der Störche eine kleine Herausforderung.

Störche in Marchegg, Natur erleben im Marchfeld

Ob mit oder ohne Fotoapparat – ich wünsche dir viel Spaß bei den Störche im Marchegg und eine wunderschönes Naturerlebnis im Marchfeld.

3 Responses

  1. Bernhard
    | Antworten

    Vielen Dank für den Storchenbericht, Wir habe dieses Jahr beim Affenfelsen in Salem Störche bewundern dürfen.

    LG Bernhard

  2. Birgit Münz
    | Antworten

    Die Fotos sind wirklich beeindruckend gut.
    Störche sind schon wunderbare Tiere.

    Birgit

  3. Daniel Hartmann
    | Antworten

    Sehr schöne Storchenbilder.
    Gut gelungen.

    Daniel

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